Im Sommer hatte ich das Glück, an einer kretischen Hochzeit teilnehmen zu dürfen. Eine ganz besondere Gelegenheit, die Griechen und Kreta von einer ganz anderen, persönlichen Seite kennenzulernen.

Wir beginnen die Hochzeitsvorbereitungen mit einem Besuch bei einem Schuster in Heraklion. Hier kann sich jeder einen passenden Schuh anfertigen lassen, der dann auf dem Fest seine Prämiere feiern wird. Wo wir schon mal da sind, besichtigen wir die minoische Palastanlage von Knossos. Schon die alten Minoer haben hier zahlreiche Feste gefeiert. Der Ursprung geht bis zum 7. Jahrhundert v.Chr. zurück. Absolut eine Reise wert!

Während wir die Übergabe der Mitgift, handgearbeitete Textilien, für die Braut begutachtet haben, genießen wir die kretische Gastfreundschaft im Kreise der Familie und Freunde. Es wird gesungen, getanzt, musiziert und immer wieder gegessen. Der Raki darf natürlich nicht fehlen. Herrlich!

Übernachtet wird im charmanten 3-Sterne Hotel „Yianna Caravel“ in Amoudara, einem Vorort von Heraklion. Es ist ein sehr persönliches, kleines Boutique Hotel mit freundlichen Zimmern direkt am herrlichen Sandstrand. Kann ich wärmstens empfehlen!

Von hier geht es am Morgen direkt zur Hochzeitslocation: ein Weingut mitten im Landesinneren mit einer Freilichtbühne und wunderschönem Blick über die Weinberge: das Theatro ton Agron.. Traumhaft!! Wir testen hier bereits den Hochzeitswein und können uns direkt vorstellen, wie schön die Feier werden wird.

Zu Mittag kehren wir in die urige Taverne von Jiannis im Dorf Kyparissi ein. Es handelt sich um eine sehr besondere Taverne: es gibt keinen Strom und man läuft durch die Küche um überhaupt hineinzukommen. Bei Kretern ist sie überaus beliebt und wird an diesem Tag ausschließlich für uns geöffnet sein! Ursprünglicher geht es kaum.

Die Berge lassen uns nicht los, so dass wir uns auf den Weg ins Kloster Agarathos machen. In 550 Meter Höhe gehört es zu den ältesten Klosteranlagen auf der Insel. Hier wird die wechselvolle Geschichte Kretas lebendig.

Da wir in den nächsten Tagen ein großes Fest besuchen werden, liegt noch jede Menge Arbeit vor uns. Dazu zählt die Zubereitung des traditionell-kretischen Hochzeitsbrotes, welches von der Mutter der Braut (und diese Mal mit uns) gebacken wird. Auch die Barbier wurden von Mitreisenden live ausprobiert und für grandios empfunden!

Ein Ausflug nach Rethymnon mit ihrem alten venezianischen Hafen und den kleinen bezaubernden Gassen lassen wir uns nebst der Hochzeitsplanungen nicht entgehen. Die Stadt wird häufig als die schönste der Insel bezeichnet und beeindruckt mit ihren typischen Mittelmeer-Flair die Besucher.  

Endlich ist der große Tag gekommen: die kretische Hochzeit!

Leider läuft alles ganz anders als geplant.  Entgegen allen Vorhersagen ist Regen angekündigt. Wo wir Deutschen vor Aufregung platzen würden, ist der Grieche ganz entspannt. Kurzerhand wird die Lokation für die ca 500 geladenen Gäste vom Weingut auf den Marktplatz verlegt. Sollte es abends wirklich regnen, wird in der bereits leer geräumten Kirche gefeiert. „Gott freut sich, wenn wir mit ihm feiern“, so die Aussage des Brautvaters. Auch die neu aufgelegten Corona-Regeln machten einen Strich durch die Rechnung. Da nicht mehr als ein paar Handvoll Menschen in einer Kirche versammelt sein durften, wurde die Zeremonie spontan draußen vor der Kirche abgehalten. Es störte keinen, dass hier ein Kind weinte, da die Gäste sich lachend um die Arme fielen, kleine Diskussionen entfachten und geklatscht wurde.

Es war ein ganz wunderbar entspanntes und rauschendes Fest unter freiem Himmel. Das Wetter hat gehalten, der Regen hörte genau passend zum Fest auf.  Es wurde den ganzen Abend getanzt, das Essen immer wieder nachgereicht, der Wein auf die langen Holztische zum Feinsten geboten und gaaanz viel gelacht und gesungen. Die Kinder schliefen auf den Stadtmauern während die Jungen und Alten tanzten, klatschten, johlten und pure Lebensfreude ausstrahlten.

Die einzigartige Studienreise des Veranstalters Gebeco gestattete uns einen Blick in die kretische Seele zu blicken und mitzufeiern. Ganz getreu dem Motto: „Begegnung und Kooperation“ war diese Studienreise einfach nur wunderbar!

Karin Schulz

Reiseverkehrskauffrau