Statt Städtetrip künftig für eine Kurzreise ins All? Aber wo beginnt das überhaupt? Und was wird es kosten?
Die Milliardäre Jeff Bezos und Richard Branson haben sich ein Wettrennen geliefert, wer als erstes mit dem jeweils eigenen Raumfahrtunternehmen ins All fliegt. Branson war schneller. Aber das Ziel der beiden war ein anderes: Das Geschäft mit den kommerziellen Flügen ins All richtig in Fahrt zu bringen. Es zeigt aber vor allem Eines: Tourismus im Weltraum ist kein ferner Zukunftstraum mehr.
Das Thema ist allerdings nicht neu: Schon in der Vergangenheit hatte die russische Weltraumbehörde, Roskosmos, bereits einige Touristen mit auf die internationale Raumstation ISS genommen. US-Unternehmer Dennis Tito war der Erste und zahlte bereits 2001 stolze 20 Millionen Dollar dafür. Bisher waren sieben Touristinnen und Touristen auf der ISS.
SpaceX, Virgin Galatic und Blue Origin planen Flüge in den Weltraum
Mittlerweile ist das Rennen um die ersten touristischen Flüge ins All eröffnet. Hauptdarsteller sind die Unternehmen Virgin Galactic von Richard Branson und Blue Origin von Amazon-Gründer Jeff Bezos. Auf Bransons Flug am 11. Juli in seiner Unity 22 in etwa 80 Kilometer Höhe folgte Bezos am 20. Juli in der NS-16 in mehr als 100 Kilometer Höhe. Bleibt die Frage, ob sich Richard Branson auch Astronaut oder „nur“ Aeronaut nennen darf, denn weltweit gilt die Kármán-Linie als Übergang zum Weltall. Doch man ist sich nicht einig, ab welcher Höhe die Atmosphäre aufhört und das All beginnt. In den USA definiert die Federal Aviation Agency (FAA) den Übergang zum Weltalle bereits mit einer Höhe von 80 Kilometern. Der dritte Big Player in diesem Bereich will Tesla-Chef Elon Musk mit seinem Unternehmen SpaceX werden. In Zusammenarbeit mit dem Weltraum-Tourismusunternehmen Space Adventures sollten noch dieses Jahr vier Menschen drei Tage um die Erde fliegen. Dieser Flug wurde allerdings gerade abgesagt: Das zuständige „Weltraum-Reisebüro“ hatte nicht genug Kundschaft für den Ausflug im „Crew Dragon“ begeistern können. Allerdings bringt SpaceX schon Astronautinnen und Astronauten zur ISS. Und die kreist in rund 400 Kilometern Höhe über die Erde.
Mit unterschiedlichen Flugarten in die Schwerlosigkeit
Der Flugverlauf ist je nach Anbieter unterschiedlich. Branson und Bezos schießen sich mit ihren Fluggeräten in Höhen, wo die Kugelform der Erde bereits deutlich zu erkennen ist. Aber weder Virgin Galactic noch Blue Origin kreisen richtig um die Erde. Nachdem der Antrieb abgeschaltet ist, schießen ihre Fluggeräte wegen des Schwungs, den sie haben zunächst noch weiter in die Höhe, erreichen den Scheitelpunkt ihrer Bahn und fallen wieder in die Tiefe zurück zur Erde. Elon Musks SpaceX hingegen verfügt über eine Rakete, die ein Raumschiff auf so hohe Geschwindigkeit bringen kann, dass es eben nicht wieder auf die Erde zurückfällt – und erreicht damit als einziger der drei Weltraumtourismusanbieter mit dem „Crew Dragon“ die Erdumlaufbahn.
Was kostet ein Flug in den Weltraum?
Vorerst bleibt es eine Luxus-Reise. Tickets von Virgin Galactic oder Blue Origin kosten um die 240.000 Dollar – für 240 Sekunden Schwerlosigkeit. Also 1.000 Dollar pro Sekunde. Der Flug mit SpaceX zur ISS rund 50 Millionen Dollar. Für eine Woche. Mit Hin- und Rückflug macht das 9 Tage Schwerelosigkeit. Da kommt man dann auf 64 Dollar pro Sekunde. Fazit: Bis Raumflüge auch für die breite Masse finanziell machbar ist, wird es wohl noch eine ganze Weile dauern.
Wie nachhaltig ist Weltraum-Tourismus?
Genauere Untersuchungen zu den Umweltauswirkungen von Weltraumtourismus gibt es derzeit noch nicht. Raketenstarts im Allgemeinen machen aktuell auch nur einen geringen Anteil des weltweiten CO2-Ausstoßes aus. Es ist aber nicht von der Hand zu weisen, dass die Auswirkungen steigen werden, wenn mehr Raketen ins All starten. Dass es dazu kommen wird, darüber sind sich die Experten einig. Virgin Galactic gab bereits bekannt, künftig bis zu 400 Weltraumflüge pro Jahr anbieten zu wollen und weltweit steigen die Investitionen in kommerzielle Raumfahrt an. Thomas Reiter, einer der bekanntesten deutschen Astronauten, bleibt in Bezug auf künftigen Weltraumtourismus aber zuversichtlich: „Unser Wunsch wäre es, dass möglichst viele Menschen eher heute als morgen die Gelegenheit bekommen, unseren schönen blauen Planeten von oben zu sehen“. Wird der Faktor Nachhaltigkeit beim Weltraumtourismus mitgedacht, könnte er in Reiters Augen nämlich noch eine Sache bewirken: „Ein Bewusstsein für die Umwelt, für den Klimawandel und für die Schützenswürdigkeit unseres Planeten – das ist etwas, das man dort oben sehr eindringlich erlangen kann.“